Canyon de Chelly: Eine Reise in die Vergangenheit Arizonas
Schon lange auf der Bucketlist stand für uns ein Besuch im Canyon de Chelly im Nordosten Arizonas. Die tiefen Schluchten mit ihrer charakteristischen Felsnadel sieht nicht nur spektakulär aus, der Canyon de Chelly hat auch eine faszinierende Geschichte und wird seit mehreren hundert Jahren von Navajo bewohnt.
Der Canyon de Chelly National Monument
Das Canyon de Chelly National Monument erstreckt sich über 131 Quadratkilometer und liegt innerhalb des Navajo-Reservats. Er ist einer der am längsten kontinuierlich bewohnten Orte in Nordamerika, mit einer Geschichte, die sich über 5000 Jahre zurückverfolgen lässt. Von 300 v. Chr. bis 1300 n. Chr. bewohnten die Anasazi das Gebiet und hinterließen beeindruckende Spuren ihrer Kultur. Die Navajo Nation verwaltet diesen Ort gemeinsam mit dem National Park Service. Die Ranger, die du im Visitor Center antriffst sind in aller Regel auch Navajo.
Geologische Wunder
Der Canyon de Chelly ist geologisch ein ausgesprochen spannender Ort. Die markanten roten Sandsteinwände ragen bis zu 300 Meter hoch und bieten atemberaubende Ausblicke. Diese majestätischen Felsformationen sind über Millionen von Jahren durch Erosion und tektonische Aktivitäten entstanden und erzählen die Geschichte der Erde in jeder Schicht. Besonders markant ist der Spider Rock, eine steil aufragende Felsnadel in der Mitte des Canyons. Er ziert zahlreiche Postkarten und repräsentiert das Canyon de Chelly National Monument, er ist quasi DAS Sinnbild.
Die Faszination der Anasazi-Ruinen
Neben den landschaftlichen Reizen sind die Ruinen der Anasazi ein spannender Grund für geschichtlich Interessierte um den Canyon zu besuchen. Diese alten Siedlungen, die in die Felswände gebaut wurden, sogenannte Cliff Dwellings, sind über 1000 Jahre alt und geben einen Einblick in das Leben einer längst vergangenen Zivilisation. Weitere Cliff Dwellings der Anasazi findest Du auch im Mesa Verde Nationalpark in Colorado. Frei stehende Ruinen der Anasazi-Kultur, die du besuchen und auch begehen kannst, befinden sich ebenfalls in Arizona und zwar im Wupatki National Monument.
Zu den bekanntesten Ruinen gehören die White House Ruin und das Antelope House. Die White House Ruin ist nach den weiß getünchten Wänden benannt und liegt etwa 150 Meter über dem Canyonboden. Eine Wanderung dorthin bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Architektur der Anasazi aus nächster Nähe zu bewundern. Aktuell ist der Trail leider aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir können bedauerlicherweise auch nicht mit Bildern dienen, da zum Zeitpunkt unseres Besuchs die Trails in den Canyon wegen Corona geschlossen waren. Im Canyon selbst leben Navajo und da die medizinische Versorgung im Canyon nicht gewährleistet ist, hat man die Menschen auf diese Weise vor Ansteckung geschützt. Das Antelope House ist übrigens nach den antiken Felsmalereien von Antilopen benannt.
Die Navajo-Kultur und ihre Bedeutung
Der Canyon de Chelly ist nicht nur eine geologische und archäologische Sehenswürdigkeit, sondern auch ein lebendiger Teil der Navajo-Kultur. Er wurde um das 16. Jahrhundert von den Navajo besiedelt, nachdem sie die Region von den Anasazi übernommen hatten, die hier zuvor lebten. Der Canyon bot ihnen eine sichere Zuflucht und war ideal für die Landwirtschaft und Viehzucht, was das Überleben in dieser oft harten Umgebung ermöglichte. Die Navajo, oder Diné, wie sie sich selbst nennen, stammen ursprünglich aus dem Gebiet des heutigen Kanadas und sind von dort in den Südwesten der Vereinigten Staaten migriert.
Auch heute noch leben viele Navajo-Familien im Canyon de Chelly und bewirtschaften das Land, wie ihre Vorfahren es bereits taten. Das Leben im Canyon erfordert eine enge Verbindung zur Natur und ein tiefes Verständnis für die Jahreszeiten und das Klima. Der Tourismus im Canyon de Chelly bietet den Navajo eine Möglichkeit, ihre Kultur und Geschichte mit der Welt zu teilen und gleichzeitig eine wichtige Einnahmequelle für sich zu schaffen. Der Canyon de Chelly ist für die Navajo mehr als nur ein Wohnort. Für sie ist er ein kulturell und spirituell bedeutender Ort. Viele heilige Stätten und historische Ruinen befinden sich im Canyon, und die Navajo pflegen diese Orte mit größter Sorgfalt und Respekt. Das sollten auch wir Besucher respektieren.
Wandern im Canyon de Chelly
Es gibt nur einen Wanderweg im Canyon de Chelly, den du alleine gehen darfst. Und das ist der White House Trail, der dich zu den gleichnamigen Ruinen führt. Diese Wanderung ist etwa 4,5 Kilometer lang, aktuell aber leider geschlossen. Als Grund wird auf der Seite der Nationalpark Verwaltung „due to safety and law enforcement concerns“ genannt. Alle anderen Wanderungen kannst du nur als geführte Tour mit einem Navajo-Guide und gegen Gebühr unternehmen. Eine Übersicht über die Touranbieter hält der Navajo Tribe bereit. Es gibt auch von Rangern geführte Touren. Einen kurzen Überblick erhältst Du auf der Seite des Nationalpark Service, beziehungsweise erst vor Ort im Welcome Center.
Die Tierwelt im Canyon de Chelly
Im Canyon de Chelly kannst du mit etwas Glück auch einige Wildtiere beobachten. Zu den häufigsten Bewohnern gehören Maultierhirsche und Dickhornschafe. Letztere kann man bisweilen in den felsigen Gebieten und an den steilen Wänden des Canyons entdecken. Auch Kojoten streifen durch die Landschaft des Canyons. Ihre heulenden Rufe kannst du in den frühen Morgen- und Abendstunden vernehmen. Begegnungen mit größeren Säugetieren wie Pumas oder Bären sind ausgesprochen selten, sie hinterlassen jedoch ihre Spuren in Form von Fährten oder Kratzspuren.
Natürlich leben hier auch Greifvögel wie der Steinadler und verschiedene Falkenarten. Sie nutzen die hohen Klippen als Nistplätze und Beobachtungspunkte, um Beute auszumachen. Im Frühling und Sommer kannst du außerdem Kolibris, Spechte und viele andere Singvögel sehen, die in den Bäumen und Sträuchern des Canyons nisten. Besonders spektakulär ist aber die Beobachtung der prächtigen Kondore, die gelegentlich über den Canyon gleiten. Und natürlich nennen zahlreiche Reptilienarten wie Schlangen, Eidechsen und Schildkröten den Canyon de Chelly ihre Heimat.
Die beste Reisezeit für deinen Besuch
Die beste Zeit für einen Besuch im Canyon de Chelly ist im Frühling oder Herbst, wenn das Wetter angenehm und die Touristenmengen geringer sind. Im Sommer kann es sehr heiß werden, während der Winter kalte Temperaturen und Schneefälle bringen kann. Der Canyon ist grundsätzlich das ganze Jahr über geöffnet, aber im Winter kann es aufgrund von Schnee und Eis zu Straßensperrungen kommen. Es ist also auch immer eine gute Idee vorab die aktuellen Wetterbedingungen zu checken.
Unterkunft und Verpflegung
Es gibt verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten in der Nähe des Canyons, von Campingplätzen bis hin zu Hotels. Chinle, die nächstgelegene Stadt, bietet mehrere Optionen für Übernachtungen sowie Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Wir haben in Holbrook übernachtet, was eine Anfahrt von fast zwei Stunden bedeutet. Für uns lag es aber günstig, da wir auch den Petrified Forest National Park besuchen wollten. Übrigens stellt Arizona als einer der wenigen Staaten in den USA nicht auf Sommerzeit um, die Navajo Nation jedoch schon. Das heißt je nach Jahreszeit hast Du auf der Fahrt ins Hotel einen Zeitzonenwechsel. An sich nicht wirklich tragisch, aber du solltest es in Bezug auf Öffnungszeiten oder gebuchte Touren auf dem Schirm haben.
Respekt und Achtsamkeit
Es ist wichtig, den Canyon und seine Bewohner mit Respekt zu behandeln. Bleibe auf den markierten Wegen, hinterlasse keinen Müll und respektiere die Privatsphäre der Navajo-Familien, die hier leben. Viele Teile des Canyons sind heilig und sollten mit entsprechender Ehrfurcht besucht werden. Etwas schwierig wurde es für uns allerdings am ersten Parkplatz nach dem Visitor Center. Dort stehen häufig einige Navajo und verkaufen Kunst und Schmuck aus ihren Autos heraus. An sich nicht schlimm, aber die Art und Weise wie einzelne vorgehen mag ich nicht besonders. Du wirst in ein nettes Gespräch verwickelt und anschließend regelrecht bedrängt zu kaufen. Du entkommst nur indem du deutlich bis nahezu unhöflich wirst. Und das möchte ich nun mal nicht sein.
Am besten du überspringst den ersten Parkplatz, denn zu sehen gibt es noch nicht so viel. Er liegt auch außerhalb des eigentlichen National Monument. Innerhalb des Canyon de Chelly National Monument ist das „aggressive“ verkaufen verboten. Wenn Du Interesse hast und damit klar kommst, ist das natürlich auch in Ordnung. Außerdem stehen am Visitor Center ebenfalls einige Stände an denen Navajo ihren Schmuck und ähnliches anbieten. Ganz ohne aufdringlich zu werden. Du kannst auch eine von Navajo geführte Jeep Tour buchen. Du findest den Anbieter kurz nach dem Visitor Center.
Fazit zum Canyon de Chelly
Der Besuch im Canyon de Chelly National Monument war für uns auf jeden Fall ein sehr eindrückliches Erlebnis, auch wenn uns der Anfang des Besuchs etwas bedrückt hat. Aber landschaftlich ist der Canyon de Chelly mit seinen majestätischen Felswänden ein Muss. Vielleicht hast du mehr Glück als wir und kannst auch in den Canyon wandern und die alten Ruinen erkunden. Falls das nicht klappt kannst Du im Walnut Canyon National Monument auch Cliff Dwellings aus nächster Nähe bestaunen. Uns hat dieser Ort dennoch nachhaltig beeindruckt. Also klare Empfehlung: wenn du diesen Stopp in deinen nächsten Roadtrip einbauen kannst, dann tu es!
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