Erfahrungen mit dem Globecar Campscout | Kastenwagen vs. Dachzelt
Ab Mitte September waren wir mit dem Globecar Campscout Kastenwagen, der ja mit Pössl weitgehend baugleich ist, drei Wochen in Schweden unterwegs. Wir waren neugierig, ob es für uns eine Option sein könnte und ob wir möglicherweise irgendwann vielleicht doch unser Dachzelt gegen einen Kastenwagen eintauschen. Zum Testen haben wir uns deshalb einen Kastenwagen gemietet. Zu welchem Schluss wir am Ende der drei Wochen gelangt sind, verraten wir Euch in diesem Artikel.
Gemietet haben wir ein Globecar Campscout Kastenwagen mit Raumbad, Längsbetten und 6,40 m Länge. Wir haben uns für dieses Modell entschieden, da wir beide sehr groß sind und ein Modell mit Querbetten aufgrund des kleinen Bettes keine Option war. Auf einen Kastenwagen fiel die Wahl, weil es ein komplettes Fahrzeug ist und wir uns im Falle eines Gewitters in einem Faradayschen Käfig befinden würden.
Fahrzeughandling des Globecar Campscout Kastenwagen
Ich selbst bin nicht mit dem Globecar Campsccout Kastenwagen gefahren, mein Job auf Reisen ist ja immer die Reiseplanung und Dokumentation. Ich kann hier also nur die Erfahrungen vom besten Mann und Fahrer weitergeben und der sagt, dass das Fahren mit diesem Kastenwagen, der auf einem Citroen Jumper gebaut wurde, kaum anders ist, als mit einem ganz normalen PKW. Es war auch für mich überraschend, wie gut Dinge wie Wenden, Einparken und so weiter geklappt haben.
Was wir beide allerdings als äußerst unangenehm empfunden haben, ist der Umstand, dass die Höhe der Sitze und die Höhe der Frontscheibe zumindest für Menschen um die 1,80 m und größer nicht zusammenpassen. Von unserem Blickwinkel aus kann man nicht normal nach vorne sehen, man muss sich im Sitzen immer Bücken und sich nach vorne Richtung Frontscheibe beugen, wenn man auch etwas von der Umgebung sehen möchte. Ansonsten ist nur der Blick auf die direkt vor einem liegende Straße möglich. Das ist dann doch ein deutlicher Minuspunkt. Hierfür sind nicht zuletzt auch die Plissees verantwortlich, die zwar eine komfortable Verdunklung ermöglichen, deren Einbaurahmen allerdings zusätzliche Fensterfläche verdeckt.
Ein weiteres großes Manko ist, dass man nur wie auf einem Küchenstuhl mit angewinkelten Knien sitzen kann. Es ist unmöglich die Beine auch einmal ganz auszustrecken. Ab einem gewissen Alter gepaart mit mehr als zwei Stunden Fahrt bereitet das mitunter üble Knieschmerzen. Selbst das Sitzen in der engsten Economy Class im Flieger ist angenehmer. Wenn man an Orte wie Lappland fährt, zu denen man auch mal größere Etappen als nur 300 km am Tag zurück legen muss, ist das für uns persönlich alleine schon beinahe ein k.o.-Kriterium für den potentiellen Kauf dieses Fahrzeugs. Und vermutlich jeden weiteren Kastenwagen, der auf Basis dieses Fahrzeugs und mit drehbahren Sitzen ausgestattet ist.
Platzangebot im Globecar Campscout Kastenwagen
Das Platzangebot im Wohnmobil selbst hat uns wirklich positiv überrascht. Durch unser Downsizing vom Wohnwagen zum Dachzelt sind wir wirklich Tüftler in Sachen Platz sparen, Minimalismus und Organisation geworden. Wir hatten nach dem Einräumen unseres Gepäcks tatsächlich noch Fächer leer. Wir hatten auch befürchtet, dass wir zwei im Kastenwagen ständig kollidieren würden. Das war die ersten zwei Tage auch so, aber dann hat man doch schnell raus, wie das Vanlife-Tetris funktioniert. Und die Kommunikation. Für mich war die Stehhöhe völlig in Ordnung, für Thomas eher schon knapp, allerdings war uns das auch von Anfang an bewusst. Mehr als zwei Personen würde ich in diesem Kastenwagen allerdings auch nicht ertragen, das wäre mir zu eng.
Schlafen im Wohnmobil
Ähnlich verhält es sich mit dem Schlafen. Für mich passte das Längsbett gerade so. Das heißt, ich stoße oben und unten an. Thomas muss sein Füsse in der Mitte raushängen lassen. Das bedeutet aber auch, dass er jedesmal wach ist, wenn ich aufs Klo gehe. Im Dachzelt schaffe ich es bisweilen nachts rauszugehen, ohne ihn zu wecken. Von der Breite ist das Bett aber tipptopp. Was die Matratze betrifft: man merkt, es sind Polster und keine richtige Matratze. Würden wir einen Kastenwagen kaufen, könnten wir hier aber natürlich auch etwas ändern. Ob feste Matratze oder Topper, es gäbe auf jeden Fall Möglichkeiten. Diese Erfahrung mit dem Globecar Campscout Kastenwagen wäre für uns jetzt erst mal kein Ausschlusskriterium.
Raumbad Globecar Campscout Kastenwagen
Eigentlich wollte ich tatsächlich testen, ob Duschen im Raumbad möglich ist. Ich habe das jedoch nicht getestet. Wir hatten keine Lust auf ein halbnasses Wohnmobil. Und auch wenn das Raumbad größer ist, als ein herkömmliches Bad im Wohnmobil, so ist es bei meiner Größe und Körperfülle immer noch wahnsinnig eng. Der Raum zum Duschen ist ja dann wiederum auch nicht das komplette Raumbad, sondern nur die Kabine, die rund um die Duschtasse entsteht.
Wären die Temperaturen draußen etwas wärmer gewesen, hätte ich sicher wenigstens einmal das Haarewaschen durch das Badfenster getestet. Ich könnte mir vorstellen, dass das Duschen/Haarewaschen draußen durchaus praktikabel ist. Das ist allerdings dann auch kein Vorteil gegenüber dem Dachzelt, denn das geht da auch mit einem entsprechenden Set. Die Sitzhöhe auf der Chemietoilette ist für uns Großgewachsene ideal gewesen, allerdings kann ich mir lebhaft vorstellen, dass jemand, der kleiner ist, mit den Füßen nicht mehr so ganz auf den Boden kommt.
Die Küche im Wohnmobil
Im Wohnwagen hatten wir einen Gaskocher mit drei Flammen, im Globecar Campscout gibt es einen mit zwei Flammen. Was meines Erachtens auch völlig ausreichend ist. Mit dem Platz Angebot in der Küche kamen wir gut zurecht. Was für mich aber immer ein kleiner Nervenkrieg war, ist das wackelige Auto. Wenn da zwei volle Töpfe mit kochend heißem Inhalt auf dem Kocher stehen, dann darf sich der andere quasi nicht im Fahrzeug bewegen, wenn man beabsichtigt, dass die beiden Töpfe da auch weiterhin stehen bleiben. Die Stauflächen rund um die Küche sind mehr als ausreichend und der große 140 Liter Kühlschrank mit Gefrierfach purer Luxus. Den hätte ich ja tatsächlich gerne im Auto unter unserem Dachzelt. Zudem war dieser mit einer praktischen Automatik ausgestattet, die entweder Landstrom, den Strom der Bordbatterie oder Gas als Energiequelle benutzt hat. Je nachdem, was gerade vorhanden war.
Verbrauch mit dem Globecar Campscout Kastenwagen
Auch der Verbrauch hielt sich verhältnismäßig in Grenzen. Natürlich ist der höher als bei unserem Kangoo mit Dachzelt, aber wir hatten mit mehr gerechnet. Allerdings haben wir den Camper, der auf einem Citroen Jumper mit 140 PS aufgebaut ist, auch nicht sehr getreten. In Schweden ist die Geschwindigkeit in weiten Teilen auf 80 km/h begrenzt. Das hilft natürlich den Durchschnittsverbrauch niedrig zu halten. Und ich empfand das Fahrgefühl und auch die Geräuschentwicklung ab 110 km/h auf der deutschen Autobahn nicht nur unangenehm, sondern regelrecht stressig. Und Stress gilt es meines Erachtens auf Reisen unbedingt zu vermeiden.
Kosten für die Anschaffung
In unserem Wohnmobil klebte ein Aufkleber „Mich kann man auch kaufen!“. Vom Vermieter wussten wir, dass die Fahrzeuge immer sechs Monate in der Vermietung sind. Und wie eingangs schon erwähnt: in den ersten Tagen war die Euphorie groß. Wir dürften in dieser Saison eine der letzten Mieter dieses Fahrzeugs sein und nach unseren Recherchen könnten wir für den reinen Anschaffungspreis eines gebrauchten Globecar Campscout Kastenwagen mit der Kilometerleistung von circa 60.000 km bei Kauf 18 mal ein Wohnmobil für je 3 Wochen mieten. Für das wir aber dann außerhalb der Mietzeit keinerlei Kosten und Verantwortung hätten.
Das sind dann aber nur die Anschaffungskosten. Hinzu kommen Zinsen für Finanzierung, gleichzeitiger Wertverlust, Verschleiß, Reparaturen und sonstige Unterhaltskosten wie zum Beispiel TÜV und Gasprüfung. Zu den finanziellen Verpflichtungen kommen weitere Verpflichtungen regelmäßige Bewegungsfahrten (die nebenbei bemerkt weiteren Wertverlust durch km und Verschleiss mit sich bringen und zusätzliche Spritkosten verursachen).
Für die Anschaffung, beziehungsweise den Kauf eines Kastenwagen haben wir auch immer das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzenfaktor im Auge. Wenn jemand ausschließlich campen möchte oder das Geld dafür einfach rumliegen hat, mag der Kauf sinnvoll sein. Wir reisen ab und zu aber auch einfach gerne in die USA oder Kanada oder generell auf andere Weise.
Vorteile gegenüber dem Dachzelt
Ein ganz klarer Vorteil eines Kastenwagens, ist, dass es bei Gewitter und Sturm natürlich sicherer ist. Allerdings haben wir auch schon Sturmböen bis 90 km/h im Dachzelt in Ligurien verbracht. Das ist nicht angenehm, geht aber. Nur Gewitter eben nicht. Gegen Nässe und Kälte haben wir eine Dachzeltheizung und ein Thermoinnenzelt. Letzteres bringt alleine schon sechs Grad Temperaturdifferenz. Auch unsere neue Matratze fürs Dachzelt isoliert ausgezeichnet gegen Kälte.
Ein mega Pluspunkt beim Kastenwagen ist natürlich die Toilette an Board. Gar keine Frage. Theoretisch haben wir für unsere Dachzeltreisen aber eine mobile Trockentrenntoilette. Allerdings haben wir noch nicht die ideale Organisation unseres Kangoos gefunden, damit wir es auch mitnehmen können. In Schweden zum Beispiel ist das Thema Toilette aber gar kein Problem. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es überall kostenlose Toiletten, die auch alle immer sauber sind.
Was wir im Kangoo auch nicht haben, ist ein Gefrierfach, wir haben lediglich unsere Kühlbox, die mit Gas, Landstrom oder einem 12-Volt-Stecker betrieben werden kann. Das als Nachteil beim Dachzelten zu bezeichnen wäre jetzt schon Jammern auf sehr hohem Niveau.
Nachteil gegenüber dem Dachzelt
Einer der größten Nachteile des Kastenwagens ist definitiv die Größe. Und zwar rundherum: die Länge, die Höhe, die Breite und das Gewicht. Es ist nicht nur weniger flexibel und weniger komfortabel, es verursacht auch höhere Kosten: Beim Verbrauch, bei den Kosten für die Fähre, in bestimmten Ländern bei der Maut – um nur einige Punkte zu nennen. Ab 100 km/h sind die Windgeräusche auch enorm. Hierfür gibt es zwar Spoiler und Zubehör, unser Auto mit Dachzelt ist dagegen aber wesentlich leiser. Auch der Wohlfühlfaktor und das Camping-Feeling sind beim Campen mit dem Dachzelt mehr vorhanden.
Freunde von uns haben einen kürzeren Kastenwagen, ebenfalls auf einem Citroen Jumper aufgebaut, mit einem kleinen Querbett hinten und einem Aufstelldach. Sie reisen damit mit Kind und Hund und sind super glücklich damit. Das obere Bett bei ihnen hat eine Länge von 2,10 m das Heckbett ist circa 1,93m lang. Zum Schlafen wäre das definitiv eine Alternative, jedoch würden für uns das Thema Sitzen und Sicht bleiben. Aber vielleicht als Anregung oder Alternative für Euch?
Unser Fazit zum Globecar Campscout Kastenwagen
Wir waren die ersten Tage so blind euphorisch und begeistert, dass wir sehr versucht waren auf Biegen und Brechen diesen oder einen vergleichbaren Kastenwagen zu kaufen. Nach ein paar Tagen und zunehmender Erfahrung allerdings hat sich diese Euphorie doch sehr gelegt. Und auch wenn das Reisen mit dem Wohnmobil in Schweden wirklich Spaß gemacht hat und wir keine Sekunde davon bereuen, kamen die ersten kleinen Momente, in denen ich das Reisen mit PKW und Dachzelt sehr vermisst habe. Gründe hierfür sind einfach das kleinere und dabei deutlich komfortablere Fahrzeug. Man sitzt und sieht besser, das Bett im Dachzelt hingegen ist größer und bequemer.
Würden wir wieder ein Wohnmobil mieten?
Definitiv ja, aber eben derzeit nur zur Miete. Thomas träumt davon auch mal ein vollintegriertes Wohnmobil zu testen, aber beide gemeinsam könnten wir uns ein 4 x 4 Wohnmobil mit hohem Radstand vorstellen. In Schweden und Norwegen gibt es viele Straßen, die nicht geteert sind und ordentlich Schlaglöcher aufweisen. Dafür war der Kastenwagen ok, aber auch nicht unbedingt ideal. Alternativ würden wir auch gerne mal einen Truck-Camper mieten. Leider haben wir dazu keine Vermietung rund um München im Netz gesehen. Das wäre vielleicht eine gute Möglichkeit bei der nächsten Reise in den Pazifischen Nordwesten?
Insgesamt möchte ich es nicht versäumen zu betonen, dass diese Erfahrungen mit dem Globecar Campscout Kastenwagen sich einzig und alleine auf unsere persönlichen Bedürfnisse beziehen. Die sind wahrscheinlich insbesondere für andere große Paare interessant. Auch der bereits erwähnte Punkt, wie man die meisten seiner Reisen verbringt, ist sicher maßgeblich ob man sich fürs Mieten oder Kaufen entscheidet. Ich hoffe unsere Überlegungen und Erfahrungen mit dem Globecar Campscout Kastenwagen können Euch ein bisschen weiterhelfen. Schreibt uns auch gerne in die Kommentare, was Euch aufgefallen ist.
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2 Kommentare
Hallo,
Danke für Euren spannenden Test. Das mit dem Sitzen und aus dem Fenster schauen, sind ganz wichtige Elemente, die auch mich stören, dabei bin ich viel kleiner. Und die Knieschmerzen kenne ich sehr gut. :-) Deshalb schaue ich schon voller Spannung auf die neuen Kastenwagen mit anderen Basisfahrzeugen. Bin gespannt auf Eure weiteren Berichte und Erfahrungen.
LG Katja
Liebe Katja, tja und ich dachte mit ein paar cm weniger an Körperlänge würde das besser funktionieren. Mich hätte grundsätzlich ja auch mal der Ford als Basis interessiert. Aber wie das immer so ist: irgendeinen Tod muss man ja immer sterben und alles hat Vor- und Nachteile. So muss jeder am Ende des Tages wohl rausfinden was für ihn der passendste Weg ist. Ich bin auch sehr gespannt auf Deine neuen Erfahrungen!
LG Sylvia