Canyon de Chelly: Reise in die faszinierende Vergangenheit Arizonas

von Sylvia
veröffentlicht: zuletzt aktualisiert am

Ein Besuch im Canyon de Chelly im Nordosten Arizonas stand schon lange auf unserer Bucketlist. Die tiefen Schluchten mit ihrer charakteristischen Felsnadel sehen nicht nur spektakulär aus, der Canyon hat auch eine überaus faszinierende Geschichte. Seit mehreren hundert Jahren wird das Gebiet von Navajo bewohnt.

Canyon de Chelly: Eine Reise in die Vergangenheit Arizonas

Wissenswertes über das Canyon de Chelly National Monument

Das Canyon de Chelly National Monument erstreckt sich über 131 Quadratkilometer und liegt innerhalb des Navajo-Reservats. Er ist einer der am längsten kontinuierlich bewohnten Orte in Nordamerika, mit einer Geschichte, die sich über 5000 Jahre zurückverfolgen lässt.

Der Spider Rock im Canyon de Chelly National Monument

Von 300 v. Chr. bis 1300 n. Chr. bewohnten die Anasazi das Gebiet und hinterließen beeindruckende Spuren ihrer Kultur. Die Navajo Nation verwaltet diesen Ort gemeinsam mit dem National Park Service. Die Ranger, die du im Visitor Center antriffst sind in aller Regel auch Navajo.

Eingangsschild zum Canyon de Chelly National Monument

Geologische Wunder – Wie ist der Canyon de Chelly entstanden?

Die markanten bis zu 300 Meter hohen roten Sandsteinwände des Canyon de Chelly sind über Millionen von Jahren durch Erosion und tektonische Aktivitäten entstanden.

Besonders markant ist der Spider Rock, eine steil aufragende Felsnadel in der Mitte des Canyons. Er ziert zahlreiche Postkarten und repräsentiert das Canyon de Chelly National Monument, er ist quasi DAS Sinnbild.

Der Spider Rock im Canyon de Chelly National Monument in Arizona
Der Spider Rock, Symbol für den Canyon de Chelly
Spannende Felsformationen im Canyon de Chelly National Monument in Arizona
Überall findest du spannende Felsformationen

Warum solltest du das Canyon de Chelly National Monument besuchen?

Die Faszination der Anasazi-Ruinen

Neben den landschaftlichen Reizen sind vor allem die Ruinen der Anasazi ein spannender Grund den Canyon zu besuchen. Diese alten Siedlungen, die in die Felswände gebaut wurden, sogenannte Cliff Dwellings, sind über 1000 Jahre alt und geben einen tiefen Einblick in das Leben einer längst vergangenen Zivilisation.

Ruinen der Anasazi in einer steilen Felswand im Canyon de Chelly
Kannst Du die Ruinen an der Felswand entdecken?

Zu den bekanntesten Ruinen gehören die White House Ruin und das Antelope House. Die White House Ruin ist nach den weiß getünchten Wänden benannt und liegt etwa 150 Meter über dem Canyonboden. Aktuell ist der Trail leider aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Wir können bedauerlicherweise nicht mit Bildern dienen, da zum Zeitpunkt unseres Besuchs die Trails in den Canyon wegen Corona geschlossen waren. Das Antelope House ist übrigens nach den antiken Felsmalereien von Antilopen benannt.

Wo findet man weitere Cliff Dwellings?

Weitere Cliff Dwellings der Anasazi findest Du auch beispielsweise auch im Mesa Verde Nationalpark in Colorado, im Tonto National Monument oder im Walnut Canyon National Canyon. Weitere frei stehende Ruinen der Anasazi-Kultur, die du auch begehen kannst, befinden sich ebenfalls in Arizona, und zwar im Wupatki National Monument.

Die Navajo-Kultur und ihre kulturelle Bedeutung – Hintergründe & Geschichte

Der Canyon de Chelly ist nicht nur eine geologische und archäologische Sehenswürdigkeit, sondern auch ein lebendiger Teil der Navajo-Kultur. Er wurde um das 16. Jahrhundert von den Navajo besiedelt, nachdem sie die Region von den Anasazi übernommen hatten, die hier zuvor lebten.

Der Canyon bot ihnen eine sichere Zuflucht und war ideal für die Landwirtschaft und Viehzucht, was das Überleben in dieser oft harten Umgebung ermöglichte. Die Navajo, oder Diné, wie sie sich selbst nennen, stammen ursprünglich aus dem Gebiet des heutigen Kanadas und sind von dort in den Südwesten der Vereinigten Staaten migriert.

Ist der Canyon de Chelly (noch) bewohnt?

Ja, auch heute noch leben viele Navajo-Familien im Canyon de Chelly und bewirtschaften das Land, wie ihre Vorfahren es bereits taten. Das Leben im Canyon erfordert eine enge Verbindung zur Natur und ein tiefes Verständnis für die Jahreszeiten und das Klima. Der Tourismus im Canyon de Chelly bietet den Navajo eine Möglichkeit, ihre Kultur und Geschichte mit der Welt zu teilen und gleichzeitig eine wichtige Einnahmequelle für sich zu schaffen. 

Der Canyon de Chelly ist für die Navajo aber viel mehr als nur ein Wohnort. Für sie ist er ein kulturell und auch spirituell bedeutender Ort. Viele heilige Stätten und historische Ruinen befinden sich im Canyon, und die Navajo pflegen diese Orte mit größter Sorgfalt und Respekt. Und das sollten auch wir als Besucher unbedingt respektieren!

Kann man im Canyon de Chelly wandern?

Es gibt nur einen Wanderweg im Canyon de Chelly, den du alleine gehen darfst. Und das ist der White House Trail, der dich zu den gleichnamigen Ruinen führt. Diese Wanderung ist etwa 4,5 Kilometer lang, aktuell aber leider geschlossen. Angeblich soll er zur nächsten Saison wieder geöffnet werden (Stand Januar 2025), es wird jedoch erwogen, ob künftig für diesen Wanderweg Gebühren erhoben werden.

Alle anderen Wanderungen kannst du nur als geführte Tour mit einem Navajo-Guide und gegen Gebühr unternehmen. Eine Übersicht über die Touranbieter hält der Navajo Tribe bereit. Es gibt auch von Rangern geführte Touren. Einen kurzen Überblick erhältst Du auf der Seite des Nationalpark Service, beziehungsweise erst vor Ort im Welcome Center.

Welche Tiere gibt es im Canyon de Chelly?

Säugetiere

Im Canyon de Chelly kannst du mit etwas Glück auch einige Wildtiere beobachten. Zu den häufigsten Bewohnern gehören Maultierhirsche und Dickhornschafe. Letztere kann man bisweilen in den felsigen Gebieten und an den steilen Wänden des Canyons entdecken.

Auch Kojoten streifen durch die Landschaft des Canyons. Ihre heulenden Rufe kannst du in den frühen Morgen- und Abendstunden vernehmen. Begegnungen mit größeren Säugetieren wie Pumas oder Bären sind ausgesprochen selten, sie hinterlassen jedoch ihre Spuren in Form von Fährten oder Kratzspuren.

Vögel & Reptilien

Natürlich leben hier auch Greifvögel wie der Steinadler und verschiedene Falkenarten. Sie nutzen die hohen Klippen als Nistplätze und Beobachtungspunkte, um Beute auszumachen.

Im Frühling und Sommer kannst du außerdem Kolibris, Spechte und viele andere Singvögel sehen, die in den Bäumen und Sträuchern des Canyons nisten.

Besonders spektakulär ist aber die Beobachtung der prächtigen Kondore, die gelegentlich über den Canyon gleiten.

Und natürlich nennen zahlreiche Reptilienarten wie Schlangen, Eidechsen und Schildkröten den Canyon de Chelly ihre Heimat.

Wann ist die beste Reisezeit für einen Besuch im Canyon de Chelly?

Die beste Zeit ist im Frühling oder Herbst, wenn das Wetter angenehm und die Touristenmengen geringer sind. Im Sommer kann es sehr heiß werden, während der Winter kalte Temperaturen und Schneefälle bringen kann.

Der Canyon ist grundsätzlich das ganze Jahr über geöffnet, aber im Winter kann es aufgrund von Schnee und Eis zu Straßensperrungen kommen. Es ist also auch immer eine gute Idee vorab die aktuellen Wetterbedingungen auf der Homepage zu checken.

Blick in den Canyon de Chelly
An den Stopps entlang des Rom Drives findest du immer wieder neue Perspektiven

Wo kann man übernachten? Unterkunft & Verpflegung

Es gibt verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten in der Nähe des Canyons, von Campingplätzen bis hin zu Hotels. Chinle, die nächstgelegene Stadt, bietet mehrere Optionen für Übernachtungen sowie Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten.

Wir haben in Holbrook übernachtet, was zwar eine Anfahrt von fast zwei Stunden bedeutet. Für uns lag es jedoch günstig, da wir auch den Petrified Forest National Park besuchen wollten.

Übrigens stellt Arizona als einer der wenigen Staaten in den USA nicht auf Sommerzeit um, die Navajo Nation jedoch schon. Das heißt je nach Jahreszeit hast Du auf der Fahrt ins Hotel einen Zeitzonenwechsel. An sich nicht wirklich tragisch, aber du solltest es in Bezug auf Öffnungszeiten oder gebuchte Touren auf dem Schirm haben.

Was solltest du unbedingt beachten?

Es versteht sich in Anbetracht der kulturellen Hintergründe eigentlich von selbst, den Canyon und seine Bewohner mit Respekt zu behandeln. Bleibe auf den markierten Wegen, hinterlasse keinen Müll und respektiere die Privatsphäre der Navajo-Familien, die hier leben. Viele Teile sind heilig und sollten mit entsprechender Ehrfurcht besucht werden.

Etwas schwierig wurde es für uns allerdings am ersten Parkplatz nach dem Visitor Center. Dort stehen häufig einige Navajo und verkaufen Kunst und Schmuck aus ihren Autos heraus. An sich überhaupt nicht schlimm, aber die Art und Weise, wie einzelne vorgehen mag ich nicht besonders.

Du wirst in ein nettes Gespräch verwickelt und anschließend regelrecht bedrängt zu kaufen. Du entkommst nur, indem du deutlich bis nahezu unhöflich wirst. Und das möchte ich nun mal nicht sein.

Blick in den Canyon de Chelly
Erst im Canyon de Chelly National Monument direkt kannst Du in den Canyon hinabblicken

Am besten du überspringst den ersten Parkplatz, denn zu sehen gibt es noch nicht so viel. Er liegt auch außerhalb des eigentlichen National Monument. Innerhalb des Canyon de Chelly National Monument ist das „aggressive“ verkaufen verboten.

Wenn Du Interesse hast und damit klar kommst, ist das natürlich auch in Ordnung. Außerdem stehen am Visitor Center ebenfalls einige Stände an denen Navajo ihren Schmuck und ähnliches anbieten. Ganz ohne aufdringlich zu werden.

Du kannst auch eine von Navajo geführte Jeep Tour buchen. Du findest den Anbieter kurz nach dem Visitor Center.

FAQs zum Canyon de Chelly

Wie komme ich zum Canyon de Chelly?
Der Canyon liegt nahe der Stadt Chinle im Nordosten von Arizona. Die nächstgelegenen Flughäfen sind in Flagstaff (3,5 Stunden Fahrt) oder Albuquerque (4 Stunden Fahrt).

Kann ich den Canyon ohne Guide erkunden?
Einige Bereiche, wie der South Rim Drive und der White House Trail, sind frei zugänglich. Für Wanderungen oder Touren im Canyon selbst benötigst du jedoch einen Navajo-Guide.

Gibt es Restaurants in der Nähe?
In Chinle gibt es ein paar lokale Restaurants sowie die Cafeteria der Thunderbird Lodge, die einfache Gerichte anbietet. Wir empfehlen auch immer gerne die Picknicktische in den Parks und Selbstverpflegung. In einem anderen Artikel von uns findest du hilfreiche Tipps!

Wieviel Zeit solltest du für den Besuch des Canyon de Chelly National Monument einplanen?
Ein Tag reicht aus, um die Highlights entlang des South Rim Drives zu sehen. Für eine intensivere Erkundung (z. B. Wanderungen oder Jeep-Touren) solltest du eher zwei Tage einplanen.

Lohnt sich ein Besuch im Canyon de Chelly National Monument? Unser Fazit!

Landschaftlich ist der Canyon de Chelly mit seinen majestätischen Felswänden ein Muss. Vielleicht hast du mehr Glück als wir und kannst in den Canyon wandern und die alten Ruinen erkunden. Uns hat dieser Ort nachhaltig beeindruckt, daher unsere klare Empfehlung: wenn du diesen Stopp in deinen nächsten Roadtrip einbauen kannst, dann tu das unbedingt!

Jetzt bist du dran: Warst du schon einmal dort? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren – wir freuen uns auf deine Geschichten!

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